Sehr geehrter Herr Amper, Ihre DVD zum Thema Selbstverteidigung mit dem Regenschirm ist interessant und realistisch. Aber Sie behandeln immer nur Situationen, mit einem Angreifer. Mich interessiert, wie man sich gegen mehrere Angreifer erfolgreich mit dem unzerbrechlichen Regenschim (Unbreakable Umbrella) verteidigt.
Danke für das Kompliment. Und …interessante Frage. Lassen Sie es mich einleitend so beantworten: Es gibt für Jeden und Alles Grenzen. Grenzen dessen, was machbar und umsetzbar ist. Wenn Ihnen jemand in einem Kurs verspricht, dass Sie lernen werden, wie man sich gegen mehrere Gegner gleichzeitig erfolgreich verteidigt; dann mal viel Glück.
Ich würde diesen Kurs nicht buchen. Denn wenn tatsächlich mehrere Personen zugleich (!) auf einen losgehen, haben Sie eigentlich keine Chance mehr, sich koordiniert zu verteidigen.
Eigentlich… Und jetzt meine Erfahrung zu dem Thema. Menschen fühlen sich in Gruppen immer stärker, mächtiger und überlegener als sie das alleine tun würden. Warum? Weil sie immer davon ausgehen, dass die unangenehmen Dinge - wie zum Beispiel Gegenwehr - die anderen erledigen bzw. abbekommen werden. Das einzelne Mitglied der Gruppe ist nach wie vor per sè eher feige.
Meiner Erfahrung nach ist es das Beste, sich den “Wortführer” einer Gruppe vorzunehmen. Im Klartext - den mit der größten Klappe und den großen Sprüchen. Denn die anderen Mitglieder einer Gruppe werden abwarten, bis der “große und starke” Anführer” den ersten (erfolgreichen) Schlag gelandet hat, das Opfer zu Boden zu geht und sie dann anfangen, munter auf das Opfer einzutreten.
Wenn man aber den “Kopf” der Gruppe ausschaltet, bleibt meistens nur noch ein führer- und ratloser Haufen übrig, der zutiefst verunsichert ist. Denn ist erst einmal der “Rädelsführer” gescheitert, oder liegt sogar blutend am Boden, will üblicherweise niemand der Nächste sein. Da greift aber unmittelbar meine Anweisung, konsequent zu sein. In einer solchen Situation gibt es kein “Vielleicht” und kein “Man sollte jetzt eventuell”. Wer in einer solchen Situation zögert, macht sich nur noch mehr zum Opfer.
Die einzige Möglichkeit, da noch irgendwie rauszukommen, ist, konsequenter und durchsetzungsfähiger zu sein als die Person, die einen da gerade anpöbelt. Und wenn man konsequent zugeschlagen hat, sprich; jemanden so verletzt hat, dass er keine Gefahr mehr darstellt, ist es gar nicht mehr notwendig, wegzulaufen. Dann ist es sogar besser, sich in normaler Schrittgeschwindigkeit zu entfernen. Denn damit demonstriert man nur noch weiter seine Überlegenheit. Man hat es nicht einmal nötig zu laufen.
Was das Weglaufen bei einzelnen Angreifern angeht, so ist das zweifelsohne die bessere Methode. Ein einzelner Angreifer hat nur selten die Intention oder auch die Energie, hinter jemandem herzulaufen.
In einer Gruppe wird es eher geschehen, dass hinter jemandem hergelaufen wird - will doch niemand aus der Gruppe vor den Anderen inkonsequent dastehen. Und wenn - meistens ist das tatsächlich so - wird nur ein paar Meter hinterhergelaufen und dann nur noch wüste Beleidigungen und vor allem (!) Drohungen ausgestoßen. Es geht auch da weniger darum, das fliehende Opfer einzuschüchtern, als vor den anderen Mitgliedern der Gruppe zu protzen und zu zeigen, wie wahnsinnig gefährlich, böse und hart man doch ist.
Im Grunde genommen wie Kinder, die auf dem Spielplatz erzählen wie toll ihr Papa ist, und sich der Reihe nach jeder bemüht zu berichten, dass sein eigener Papa noch viel toller ist. Auf dem Kinderspielplatz hat es was Süßes. Auf der Straße ist es nur noch hirnloses Geprahle und Aufplustern.
Sie müssen sich immer über eines im Klaren sein: Ein Profi wird niemals laut werden. Es sei denn, um ein Opfer gezielt zu provozieren und aus der Fassung zu bringen. Ein Profi droht nicht. Sobald Sie es also mit einer Gruppe zu tun haben - egal aus welchem Land - schalten Sie denjenigen ab, der die größte Klappe hat. Der am lautesten schimpft, beleidigt und schreit. Eine Gruppe ist im Prinzip wie ein Körper. Ohne Kopf funktioniert nichts mehr.